In den kommenden Wochen und Monaten stellen wir hier auf unserem Blog Unternehmen vor, die sich das Thema “Inklusives, diverses Arbeitsumfeld” auf die Agenda gesetzt haben und leben.

Heute sprechen wir mit Simon Niechzial, der gemeinsam mit einem Partner ATMINA gegründet hat. Die ATMINA Solutions GmbH ist ein Unternehmen aus Hannover, das Mobile Apps, Webapplikationen und Backend-Lösungen entwickelt. ATMINA bietet ihren Mitarbeitenden tolle Angebote wie Eltern-Kind-Büro, gemeinsames Mittagessen, Sprachkurse, Weiterbildungen, Zuschuss zu Beförderungsmitteln (Fahrkarte, Bikes) sowie flexible Arbeits- und Urlaubszeiten.

 

Ein flexibles, diverses Arbeitsumfeld
Warum nicht nur Eltern  sich einen integrativen Arbeitgeber wünschen

 

Simon, ihr bietet sehr flexible Arbeits- und Urlaubszeiten. Warum? Habt ihr viele Eltern im Team?

Nein, wir sind bislang nur zwei Elternteile im Team. Uns ist jedoch wichtig, dass wir von Anfang an vorleben, dass beide Bereiche, Familienleben und berufliche Karriere, hier einen Platz haben. Wenn z.B. unsere Kitas geschlossen haben, dann kommen die Kinder mit ins Büro. Wir haben eine sehr junge Belegschaft mit einem Altersdurchschnitt um 30 Jahre. Die Flexibilität wird insbesondere von dieser Generation gefordert! Da geht’s gar nicht um Kinder, da geht es um Weiterbildung, Studieren & Arbeiten, Sport und Freizeit. Wir haben verschiedene Arbeitszeitmodelle: Von der Vier-Tage-Woche über Halbtagsjobs oder Homeofficetage. Die KollegINNen stimmen sich untereinander in den Projektteams ab, wie sie ihre Anwesenheit regeln. Einzige Vorgabe von uns ist, dass alle Mitarbeitenden an 2,5 Tagen die Woche gemeinsam im Büro sind. Es ist wichtig, dass wir alle uns regelmässig sehen. Das Erfolgsrezept für unterschiedliche Persönlichkeiten und Herkünfte ist gemeinsame Zeit. Deshalb haben wir das gemeinsame Mittagessen eingeführt. Jeden Tag.

 

So viel Freiheit bzgl. der Arbeitszeit und auch der Urlaubstage zu geben ist mutig, oder?

Mit der Freiheit geht auch eine große Selbstverantwortung der Einzelnen einher, das stimmt. Nicht jeder kann damit umgehen. Wir hatten auch den Fall, dass Mitarbeitende in ihrem Kommen und Gehen uneinschätzbar für das Team wurden.

 

Wie seid ihr mit der Situation umgegangen?

Inzwischen regeln sich solche Konflikte auf Teamebene, da sind wir, wenn überhaupt, nur noch moderierend dabei. Aber es ist ein ständiger, langfristiger Prozess, eine Kultur zu schaffen, in der Unstimmigkeiten offen angesprochen werden.

Von einer „offenen Kultur“ wird ja gerne und oft gesprochen. Das sagt sich so schön. Gleichzeitig ist es tägliche, harte Arbeit diese zu erreichen. In vielen Familien und auch in vielen Unternehmen ist es nicht Teil der Kultur, Konflikte offen auf den Tisch zu bringen. Das müssen wir als Mitarbeitende und als Führungskräfte erst lernen.

Wenn es Konflikte im Team gibt ist es essenziell darüber offen zu sprechen. Diese Gespräche sind erstmal schwierig, man hat kein gutes Gefühl, und um den Tisch sitzen alle mit betretener Miene. Das muss oft geübt werden, vor allem, damit Ängste genommen werden.  Wer mit der offenen Kommunikation erst anfängt, der denkt: „Hilfe, verliere ich bald meinen Job?“ Natürlich nicht, denn darum geht’s nicht. Es geht darum, eine offene Kultur aufzubauen und zu behalten. Dieses Vertrauen muss erst aufgebaut werden, so dass man dorthin kommt, sich gegenseitig konstruktiv kritisieren zu können.

 

Das klingt tatsächlich nach harter Arbeit, Herzklopfen und Mut. Aber nur so schafft man eine Kultur, in der Platz für Fehler ist – eine essentielle Basis um Offenheit und Vertrauen zu erlangen. Wie divers ist eigentlich eure Belegschaft, spielt das Thema „kulturelle Unterschiede“ eine Rolle bei euch?

Absolut. Wir hatten schon acht verschiedene Nationalitäten in unserem 15-köpfigen Team. So arbeiteten Teammitglieder zusammen, deren Herkunftsländer im Konflikt zueinander standen.  Das Erfolgsrezept, um Menschen so verschiedener Herkünfte und Persönlichkeiten zusammenwachsen zu lassen, ist gemeinsame Zeit, abseits vom Tagesgeschäft. Dafür haben wir unser tägliches, gemeinsames Mittagessen, das von ATMINA übernommen wird. Darüber hinaus gibt es das wöchentliche Teammeeting, in dem auch Themen abseits der Projekte angesprochen werden oder unser jährliches Kick-Off Event, das in wechselnden Locations rund um Hannover stattfindet. Wer anonym bleiben möchte, der kann unseren Briefkasten nutzen. Der hängt an einem Ort, wo man definitiv unbeobachtet ist – bei den WCs. Ich denke, wichtig für die Nutzung aller Feedbackkanäle ist, dass allen klar ist, was mit dem Feedback passiert: Wer liest es, wo und wann wird der Punkt thematisiert.

 

Was kann jede/r Einzelne tun um sich sein/ihr Arbeitsumfeld zu schaffen, wie er/sie es braucht?

Wichtig ist, die Dinge anzusprechen die man benötigt. Nachfragen, wenn man wissen will, ob etwas möglich ist. Proaktiv sein. Aus Unternehmer- bzw. Führungssicht: Das eigene Mindset hinterfragen und Vorbild sein. Wenn ich die Flexibilität oder die Offenheit nicht vorlebe, dann kann ich noch so viel von meinem Team fordern, dann wird das nichts.

 

Vielen Dank, Simon, für das spannende Gespräch und die vielen, wertvollen Einblicke in eure Arbeitskultur.